Rückblick Almweidetag
Almen richtig beweiden

Am 27. August 2021 fand auf der Mühlbergalm im Sudelfeldgebiet ein Almweidetag statt. Ziel war, Almbauern und Beratern zu vermitteln, wie die Bewirtschaftung der Almen angepasst werden muss, um Weideflächen und deren Futterqualität nachhaltig zu erhalten.

Die Mühlbergalm (Besitzer: Michael Astl, Ried) wurde ausgewählt, da diese als Projektalm für den im Jahr 2020 gegründeten Arbeitskreis (AK) Almweidemanagement dient. Den AK gründeten die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und die zuständige Almfachberatung.

Magisches Dreieck umgesetzt

Die Mühlbergalm erstreckt sich von 1.000 bis 1.200 Metern ü. NN und verfügt über 20 Hektar Weidefläche. Die Forderungen des "magischen Dreiecks" der Almbewirtschaftung werden hier konsequent umgesetzt - diese sind:

1. Anpassung des Auftriebszeitpunktes an den Vegetationsbeginn

Durch den fortschreitenden Klimawandel ist der Vegetationsbeginn erheblich früher im Vergleich zu den 1970er Jahren. Der Auftrieb zu Vegetationsbeginn ist von entscheidender Bedeutung, da je nach Höhenlage der Alm im Mai/Juni ein starkes Massenwachstum auf den Weideflächen einsetzt. Wird zu spät aufgetrieben z. B erst bei fausthohem Futter ist es den Tieren unmöglich, den Aufwuchs bei guter Futterqualität rechtzeitig abzuweiden. Es gibt viel überständiges Futter!

2. Anpassung der aufgetriebenen Tierzahl an den Aufwuchs

Es kann langfristig nur so viel Almweidefläche offengehalten werden, wie vom Vieh abgefressen wird. Rodungs- und Schwendmaßnahmen sind nur nachhaltig, wenn für die wiedergewonnene Fläche auch mehr Vieh aufgetrieben wird. Zur Festlegung des notwendigen Auftriebs hat sich eine Schätzung des Weiderestes auf der Almfläche bewährt. Damit der Aufwuchs gefressen wird, ist der Auftrieb zunächst um den geschätzten Wert an Futterrest zu erhöhen. In den Folgejahren sind eventuelle Anpassungen im Auftrieb vorzunehmen.

3. Umsetzung einer gelenkten Weideführung

Damit eine Alm gleichmäßig abgeweidet wird, benötigt eine gute Almweidewirtschaft die Einrichtung von Weidekoppeln. Nur so kann eine Weidefläche nach und nach mit darauffolgender Weideruhe abgeweidet werden. Entgegen vielfacher Forderung, einen entsprechenden Weiderest zu belassen, ist ein sauberes und weitgehend vollständiges Abweiden für eine erfolgreiche Weidewirtschaft erforderlich.

Früherer Auftrieb

Auf der Mühlbergalm wird mittlerweile um ca. drei Wochen früher 50 % mehr Vieh aufgetrieben. Die düstere Prognose "dann müsst ihr halt im August mit den Tieren abfahren, weil sie nichts mehr zu fressen haben" bewahrheitete sich erwartungsgemäß nicht.

Hauptursache für Almweideflächenverlust

Die Kalkulation des Futterverzehrs in Abhängigkeit vom Alter der Tiere für 2020 ergab eine Steigerung von knapp 40 % im Vergleich zum langjährigen Mittel. Das erzielte Ergebnis reiht sich nahtlos in die Ergebnisse und Erfahrungen bisheriger Projektalmen ein.

Werden diese Aufwüchse nicht gefressen, wächst langfristig dieser Prozentsatz der Fläche zu.

Hierin liegt die Hauptursache für den Almweideflächenverlust der letzten 10 Jahre auf oberbayerischen Almen von ca. 1.800 Hektar, Tendenz weiter steigend.

Rinder rechtzeitig an Weide gewöhnen

Im Verlauf der Veranstaltung wurde auch immer wieder angesprochen, wie wichtig eine rechtzeitige Angewöhnung der Rinder an die Weide ist. Rinder, die bereits frühzeitig, am besten als Kälber, an das Grasen angelernt wurden, entwickelten sich über den Sommer hinweg prächtig. Im Gegensatz dazu verloren Kalbinnen, die nur kurz vor dem Auftrieb angelernt wurden, den Sommer über an Körpersubstanz. Gleiches gilt, wenn überkonditioniertes Vieh aufgetrieben wird. Fette Tiere verlieren an Gewicht! Kälber müssen kurzes Gras fressen lernen!

Langjährige Praxiserfahrungen sowie Versuchsergebnisse verschiedener Institute belegen, dass Kälber ab dem vierten Lebensmonat ohne Zufütterung auf einer qualitativ hochwertigen Weide, z. B. der Kurzrasenweide die erforderlichen Zunahmen erreichen. Dieses Know-how muss wieder erlernt werden. Eine stärkere Verbringung von weidegewohntem Jungvieh ins Berggebiet würde die Almen erhalten, den Heimbetrieb hinsichtlich Arbeitsbelastung, Nährstoffverwendung (Düngeverordnung) und Pachtverhältnisse entlasten.

Auf Grund der hervorragenden Umsetzung der Empfehlungen zur ordnungsgemäßen Almbewirtschaftung durch den Almbauern Michael Astl konnten den Teilnehmer des Almweidetages auf der Mühlbergalm die Erfolge und Vorteile einer konsequenten Anpassung der Weidewirtschaft aufgezeigt werden. In den Gesprächen ergaben sich bereits viele Anfragen an den Almfachberater Christian Tegethoff für eine Almbegehung und entsprechende Empfehlungen.