2021
Alternativen zum Pflug - 16 Landwirte für Gewässerschutzprojekt

Bodenabtrag als Folge von Regenereignissen ist ein Problem, dem viele Landbewirtschafter gegenüberstehen. Durch die Abschwemmung geht wertvoller Ackerboden verloren, der sich im Laufe der Zeit in den Gewässern wiederfindet. Durch den Klimawandel nehmen Starkniederschlagsereignisse zukünftig zu, wodurch das Problem weiter an Bedeutung gewinnt.

Um dies zu vermeiden treffen die Landwirte im Einzugsgebiet des Pelhamers Sees vorsorgliche Maßnahmen. Los ging es auf dem Betrieb von Josef Linner. Seit einigen Jahren finden auf seinem Demonstrationsbetrieb für Gewässerschutz Feldversuche statt, um ackerbauliche Maßnahmen zum Erosionsschutz zu erproben. Bei Feldtagen und Fachexkursionen auf seinen Flächen informieren sich Landwirte und andere Interessensgruppen über die boden- und gewässerschonenden Methoden.

Mehrere Maßnahmen im ganzen Einzugsgebiet

Durch die Informationsarbeit der letzten Jahre und der Aufgeschlossenheit der Landwirte konnten heuer neben Josef Linner 15 weitere Flächenbewirtschafter für das Gewässerschutzprojekt gewonnen werden. In allen drei Gemeindegebieten im Einzugsgebiet des Pelhamer Sees (Bad Endorf, Eggstätt und Höslwang) probieren sie das Hägler-Verfahren auf Teilflächen ihrer Maisfelder aus.

Auf insgesamt ca. 11 Hektar Fläche wurde das Verfahren im Frühjahr angewendet. Die Umsetzung erfolgte über Lohnunternehmer Sebastian Fischer, der über die entsprechende Maschinentechnik verfügt. Selbst überzeugt von dem Verfahren und dem Stellenwert der Erosionsminderung wurde auch er Anfang des Jahres in das Netzwerk von Demobetrieben für Gewässerschutz aufgenommen. Fachlich und organisatorisch lief der Start des mehrjährigen Projekts über die Gewässerschutzberatung am AELF Rosenheim. Die Landwirte sind dabei untereinander und mit weiteren Kooperationspartnern wie dem ALE Oberbayern oder den Maschinenringen gut vernetzt. Auch unterstützen Sie sich gegenseitig bei der Erprobung bzw. Umsetzung dieser relativ neuen Bewirtschaftungsform.

Folgende Landwirte sind mit im Programm
  • Linner Josef, Bad Endorf
  • Lex Josef, Bad Endorf
  • Kriechbaum Rupert, Bad Endorf
  • Schleipfer Christoph, Bad Endorf
  • Plank Matthias, Eggstätt
  • Fischer Josef, Eggstätt
  • Schmid Anton, Eggstätt
  • Birner Alois, Eggstätt
  • Paul Andreas, Höslwang
  • Hilger Rupert, Höslwang
  • Loy Sebastian, Höslwang
  • Buchner Simon, Höslwang
  • Kink Josef, Höslwang
  • Schied Martin, Höslwang
  • Winkler Sebastian, Höslwang
  • Hell Felix, Höslwang
Die Parzellen, auf denen das Gewässerschutzprojekt dieses Jahr (2021) umgesetzt wurde, sind öffentlich zugänglich. In der Karte des BayernAtlas sind die Parzellen markiert. Bei Ihrem Besuch der Flächen bitten wir Sie jedoch, möglichst keine Pflanzen zu beschädigen.

Hägler- Verfahren

Das im Versuch verwendete Verfahren ist der konservierenden Bodenbearbeitung zuzuordnen, welches sich positiv auf Bodenstruktur und Bodenleben auswirkt. Die Einarbeitung von zerkleinertem organischem Material in der obersten Bodenschicht versorgt Würmer, Mikroorganismen und andere Nützlinge mit Nahrung. Zudem bremst es den oberflächlichen Wasserabfluss und hält Bodenpartikel an Ort und Stelle. Darüber hinaus entsteht bei dem Umbau bzw. der Verdauung dieses Materials durch die Bodenlebewesen ein stabileres Bodengefüge, welches die Wasseraufnahmefähigkeit der Böden verbessert.

Das Hägler Verfahren in drei Schritten:

  1. Die Fläche wird mit einer Fräse in 5 – 8 cm Tiefe bearbeitet, um die Zwischenfrucht abzutöten. Dies dauert je nach Witterung zwischen 3 und 5 Tage.
  2. Nach dem Absterben der Zwischenfrucht wird der Boden mit einem Grubber auf ca. 12-18 cm Tiefe gelockert und anschließend mit einer Cambridge-Walze rückverdichtet. Die Lockerung soll ein günstiges Saatbeet für die Folgekultur bereitstellen.
  3. Nach einem zeitlichen Abstand von 7 bis 10 Tagen kann die Saat erfolgen. Empfohlen wird dabei eine zusätzliche Saatbettbereitung mittels Kreiselegge.
Unterstützung von amtlicher Seite

Für die Landwirte entsteht bei der Feldbearbeitung nach dem Hägler-Verfahren ein finanzieller Mehraufwand im Vergleich zur Bodenbearbeitung mit dem Pflug. Grund dafür sind die höheren Anforderungen an die Maschinentechnik und die zusätzlichen Bearbeitungsgänge.

Um zumindest das finanzielle Risiko zu minimieren, werden die Landwirte bei dieser Umstellung vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern (ALE Obb.) unterstützt. Die entstandenen Mehrkosten wurden dabei zu 80% vom ALE finanziert.

Auch in den nächsten Jahren werden die Versuche durch das AELF Rosenheim begleitet. Der Austausch an Erfahrungen soll dabei helfen, die Methode weiter voranzubringen. Für nächstes Jahr könnten weitere Flächenbewirtschafter hinzukommen. Interessierte Landwirte im Einzugsgebiet sollten sich bereits vor Aussaat der Zwischenfrucht im Herbst beim AELF Rosenheim dahingehend erkundigen.