Gewässerschutz
Projektgebiet Pelhamer See

Der Pelhamer See ist Teil der ca. 10 km² großen Eggstätt-Hemhofer Seenplatte, die neben der Osterseengruppe und den Seeoner Seen als eine der bedeutendsten Eiszerfallslandschaft des bayerischen Alpenvorlandes gilt. Aufgrund ihres kleinräumigen Mosaiks aus unterschiedlichen Lebensräumen und ihrer Artenvielfalt wurde ein Teilgebiet der Seenplatte bereits 1939 als Naturschutzgebiet ausgewiesen, es zählt damit zu den ältesten Naturschutzgebieten Bayerns!

Heute ist die Seenplatte auch Teil des unter europäischem Schutz stehenden Flora-Fauna-Habitat- und Vogelschutzgebietes "Moorgebiet von Eggstätt-Hemhof bis Seeon" und Teil des "BayernNetz-Natur"-Projektgebietes "Biotopverbund Eggstätt-Hemhofer Seenplatte u. Seeoner Seen" zur Realisierung eines bayernweiten Biotopverbunds.

Probleme am Pelhamer See

Der Pelhamer See und seine Zuflüsse weisen eine erhöhte Nährstoffbelastung auf. Sein ökologischer Zustand ist nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) nur als "mäßig" eingestuft. Das Ziel ist eine nachhaltige Reduzierung der Nährstoffeinträge, insbesondere Phosphor, damit sich dessen Wasserqualität langfristig verbessert. Durch die Reduzierung soll der von der WRRL geforderte "gute ökologische Zustand" hergestellt werden.

Um dieses Ziel zu erreichen und auch langfristig zu sichern, arbeiten die Landwirte als Teilnehmergemeinschaft Pelhamer See seit 2015 mit den relevanten Institutionen und Ämtern zusammen.

In der Organisation und bei der Umsetzung dieses Projekts beteiligen sich:

  • Gemeinde Eggstätt, Bad Endorf und Höslwang
  • Teilnehmergemeinschaft Pelhamer See
  • Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern
  • Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Rosenheim
  • Wasserwirtschaftsamt (WWA) Rosenheim
  • Ingenieurbüro Lenz
  • BBV LandSiedlung GmbH

Projekte zur Verbesserung

2025

Wasserpakt zu Gast beim boden:ständig-Projekt am Pelhamer See

Zur jährlichen Arbeitsbesprechung der Wasserpakt-Partner lud die Regierung von Oberbayern ins Projektgebiet nach Höslwang u. Bad Endorf im Landkreis Rosenheim ein. Organisator Michael Nowak, vom Sachgebiet 60 an der Regierung von Oberbayern, hatte gemeinsam mit Kathi Bräustetter und Thomas Kronast, beide vom Amt für ländliche Entwicklung Oberbayern, ein ansprechendes Tagesprogramm zusammengestellt und durch den Tag moderiert. Wesentlichen Anteil am Erfolg der informativen Veranstaltung hatten die Praxisbeiträge der Akteure im Projektgebiet am Pelhamer See. 

Fachliche Impulse am Vormittag

Unter dem Motto „Gemeinsam für Boden- und Gewässerschutz“ stellten Kathi Bräustetter u. Thomas Kronast zunächst Ziele, Schwerpunkte und die Zusammenarbeit im boden:ständig-Projekt vor. Partner im erfolgreich gelebten Projekt sind die Teilnehmergemeinschaft Pelhamer See, der Markt Bad Endorf, die Gemeinde Eggstätt, die Gemeinde Höslwang, das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim, die untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Rosenheim und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Rosenheim (AELF).

Anschließend führte Rupert Hilger in seiner Rolle als boden:ständig-Umsetzungsbegleiter in den Projektteil „Ökologischer Gewässerunterhalt“ ein. Dabei geht es um den Erhalt des Gewässers bei gleichzeitiger Förderung des Lebensraums für wild lebende Pflanzen und Tiere. Jörg Luber u. Josef Kink ergänzten dazu zur Wildgänse- und Biberproblematik vor Ort. Wichtig war den Rednern die stets konstruktive und unkomplizierte Zusammenarbeit mit den Behördenvertretern herauszustellen.

Im abschließenden Vortragsblock berichtete das Landwirte-Duett Simon Buchner und Josef Linner aus der Praxis ihrer Anbauversuche am Pelhamer See. Beispielsweise durch schonendere Bodenbearbeitungsmaßnahmen (wie etwa den Verzicht auf das Pflügen) soll der Boden mehr Wasser aufnehmen können und weniger anfällig für Erosion sein. „Dadurch können wir besser wertvolle Nährstoffe in der Fläche halten und ein Abschwemmen in die Bäche und den See verhindern“, schlussfolgerte Linner.

Nachmittagsprogramm mit zwei Praxisteilen

Zunächst führte die Exkursion an den Pickenbach und den Zunhamer Bach. Dort erläuterten Johann Murner (1. Bürgermeister der Gemeinde Höslwang) und Rupert Hilger Probleme und die lösungsorientierte Umsetzung von Maßnahmen zum ökologischen Gewässerunterhalt in der Gemeinde Höslwang. Durch die unkomplizierte Zusammenarbeit von Gemeinde, Grundstückseigentümern, Landwirten und Behörden konnten Gewässeraufweitungen zügig realisiert werden.

Anschließend erlebten die Teilnehmer auf dem landwirtschaftlichen Betrieb von Josef Linner einen tiefen und anschaulichen Einblick wie produktive Grünlandbewirtschaftung mit erfolgreichem Gewässerschutz Hand-in-Hand gehen können. Josef Linner ist Mitglied im Demonstrationsbetriebsnetz „Gewässer-, Boden- und Klimaschutz“ u. arbeitet eng mit der Gewässerschutzberatung des AELF Rosenheim zusammen. Gemeinsam mit Gewässerschutzberater Johannes Überacker zeigten Simon Buchner und Josef Linner die Maßnahmen der Grünlandverbesserung, die am Betrieb Linner unternommen wurden. Beispielsweise wurde Wiesenrispe nachgesät. „Durch die Nachsaat können wir einen Pflanzenbestand etablieren, der besseres Futter für die Rinder liefert und durch höhere Wasserhaltefähigkeit dem Gewässer- und Bodenschutz dient“, so AELF-Berater Johannes Überacker.

Die Veranstaltung hat gezeigt, wie erfolgreicher Gewässer- und Bodenschutz durch das Zusammenspiel von engagierten Landwirten, Kommunen und Fachbehörden gelingen kann.

Infobox: Wasserpakt und boden:ständig

Ziel des Wasserpaktes: alle Kräfte bündeln, um auf freiwilliger Basis, in Ergänzung zu den gesetzlichen Vorgaben, eine Verbesserung des Zustandes unserer Gewässer nach den Zielen der Wasserrahmenrichtlinie u. eine Verbesserung des Landschaftswasserhaushaltes zu erreichen.

Unterstützer des Wasserpaktes sind Vereine, Verbände sowie Umweltministerium und Landwirtschaftsministerium (mehr unter Wasserpakt). Innerhalb des Wasserpaktes bringt die Verwaltung für ländliche Entwicklung (aus dem Geschäftsbereich des Landwirtschaftsministeriums) bereits langjährig die Initiative boden:ständig zum Erhalt lebendiger Böden und zur abflussbremsenden Flurgestaltung ein. Menschen aus den Gemeinden und der Landwirtschaft vor Ort bringen sich aktiv und freiwillig ein, um gemeinsam erosionsmindernde Bewirtschaftungsmethoden und Puffersysteme umzusetzen. Die Partner in diesen Netzwerken helfen mit, lösungsorientiert und aktiv die aktuellen Herausforderungen zu meistern. (weitere Informationen unter boden:ständig)

Bericht zum Gewässerunterhalt: Der Pelhamer See wird sauber - ARD Mediathek Externer Link

2022

Gewässerschonender Maisanbau – was funktioniert in der Praxis?

Der Pflugeinsatz vor Silomais im Frühjahr in Kombination mit gehäuft auftretenden Startniederschlägen führen unweigerlich zu Bodenerosion und damit zum Eintrag von Nähr- und Schadstoffen in den Pelhamer See. Durch den Pflugverzicht und den Einsatz alternativer Bodenbearbeitungsverfahren sollen diese Nährstofffrachten verringert und der Boden auf der Fläche gehalten werden. Zusätzlich soll der reduzierte Bodeneingriff das Bodenleben und damit die Bodenfruchtbarkeit fördern sowie Wasser sparen, wovon die Landwirtschaft direkt profitiert. Wie das im Maisanbau funktionieren kann, zeigte ein Praxisversuch, der jährlich im Einzugsgebiet des Pelhamer Sees neu gestaltet wird.
12 Landwirte im Einzugsgebiet des Pelhamer Sees haben sich auch 2022 wieder dazu bereit erklärt, ihren Silomais auf Teilflächen pfluglos zu bestellen – mit Erfolg! Direkt neben den gepflügten Varianten sahen die ca. 60 Besucher des Feldtages im Oktober 2022 den Einfluss unterschiedlicher Bodenbearbeitung bei Zwischenfrüchten. 

Tatkräftiger Einsatz

Bevor es zu der Landtechnik ging, wurde der Einsatz der Projektteilnehmer hervorgehoben. Die Pelhamer Landwirte sind bereit, etwas auszuprobieren; damit tragen sie zum Projekt des verringerten Pflugeinsatzes bei, das seit mehreren Jahren läuft. Der Austausch untereinander über die Vor- und Nachteile der Bodenbearbeitungen kam bei der Vorstellung der auf- bzw. ausgestellten Maschinen in Fahrt. Neben der schon letztes Jahr eingesetzten Celli-Fräse wurden auch zwei Grubber zur ultraflachen Bodenbearbeitung gezeigt, die in den Praxisversuchen erfolgreich eingesetzt werden konnten.

Pflugloser Kleegrasumbruch

Die Königsdisziplin, der pfluglose Kleegrasumbruch, funktioniert mit der Celli-Fräse am besten. Die Durchmischung der Altgrasnarbe mit ausreichend Erdmaterial sowie die Zerteilung der Weidelgrasstöcke ist damit sichergestellt. Überwinternde Zwischenfrüchte wie Winterrübsen, Winterraps oder Winterrogen sind nach einem Mulchgang auch sehr gut mit dem Flachgrubber zu bearbeiten. In der Regel wird bei beiden Verfahren einige Tage später ein weiterer Grubbergang notwendig, um das grüne Pflanzenmaterial sicher zum Absterben zu bringen.

Sonne statt Niederschlag

In dieser Abtrocknungsphase sollte nach Möglichkeit, vor allem aber bei (Klee-)Grasumbruch, kein erheblicher Niederschlag fallen sowie intensive Sonneneinstrahlung vorherrschen. Je nach Bekämpfungserfolg ist im Anschluss an die Maisaussaat das Maisherbizid an die Verunkrautung anzupassen.

Maschinengemeinschaften

Um die Einsatzkosten möglichst gering zu halten, sprach sich Herr Röckenwagner vom Maschinenring Traunstein für eine Anschaffung in Maschinengemeinschaften aus, um die Technik möglichst gut auszulasten.

Günstige Witterungsbedingungen entscheidend für den Erfolg der Maismulchsaat
Gemeinsam mit Johannes Überacker und Benedikt Hagl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Rosenheim stellten die weiter beteiligten Landwirte, u. a. Josef Linner, ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem vergangenen Vegetationsjahr vor.
Durch die günstigen Wetterbedingungen vor der Maisaussaat im Frühjahr 2022 konnten die Zwischenfrüchte durchgängig mit Erfolg umgebrochen und der Mais in den abgetrockneten Boden abgelegt werden. Dadurch entwickelten sich die Mulchsaat-Parzellen sehr schön und unterschieden sich bei der Ernte nicht mehr deutlich von der gepflügten Parzelle.

Die Wuchshöhe des Maises zwischen den Parzellen war vergleichbar, die Kolbenausprägung bei der Mulchsaat sogar etwas besser. Der etwas schlechtere Maisauflauf in der Mulchsaatvariante mit etwa einer Pflanze weniger pro Quadratmeter wurde augenscheinlich durch die etwas bessere Kolbenausprägung kompensiert.

Zu beachten ist ein eventuell leicht verzögerter Saattermin durch die zusätzlichen Bearbeitungsschritte und die Pausen dazwischen. Projektteilnehmer und Koordinator der Projektgruppe, Herr Hilger, stellte in der Diskussion um den verspäteten Saattermin jedoch klar, dass diese Verzögerung nicht eins zu eins bei der Ernte auffällt: "Der Mais kann das schon zum Teil kompensieren!" Der Mehraufwand bei der Bestellung und die Geduldsfähigkeit sollten dabei aber auch respektiert werden, um auch zukünftig funktionierende Anbausysteme zu finden.

Kein Patentrezept

Weiter muss aufgrund unterschiedlicher Witterungsverhältnisse zur Zeit der Maisaussaat jedes Jahr neu entschieden werden, welche Bodenbearbeitung nun den meisten Erfolg verspricht. Ein Patentrezept wird es nicht geben, da die Einflüsse auf eine gute Maisentwicklung zu vielfältig sind.

Kalk als weiteres wichtiges Mittel gegen Bodenerosion

Am Ende des Feldtages zeigte Überacker (AELF) noch den Effekt des Kalkens auf die Bodenstabilität. In drei Gläsern wurde die Gefügestabilität von Pflug-, Grubber- und Grundland-Boden vorgeführt. Hierbei wurde je eine Bodenprobe mit Wasser geschüttelt. An der Trübung zeigt sich, wie stabil das Gefüge der Bodenteilchen ist. Diesen Effekt unterstützte man in zwei Messzylindern mit Kalk, wobei nur noch Grubber und Pflug verglichen wurden. Ergebnis: Das Gemisch aus Erdreich und Wasser, dem ein Esslöffel Kalk verabreicht wurde, setzte sich schon nach 10 Minuten erkennbar. Vorbeugend verabreicht, wie es im Ackerbau üblich ist, wappnet es den Boden langfristig gegen Starkregen.

Extreme Wetterereignisse

Im Zuge des Klimawandels treten extreme Wetterereignisse häufiger auf. In den vergangenen Jahren nahmen schwere Regenfälle zu und längere Trockenphasen traten auf. Dies fordert die Landwirtschaft zunehmend heraus. "Die Extreme können wir nicht direkt beeinflussen, aber unser Boden kann durch Kalk entsprechend stabilisiert werden!“, so Überacker.

Ausblick

Auch 2023 steht Herr Linner mit seiner Fläche wieder für die Anlage eines Versuches zur Verfügung. Diesmal soll der Einsatz überwinternder Zwischenfruchtmischungen nach der Vorfrucht Silomais hinsichtlich Umbruchfähigkeit im Frühjahr und Maisentwicklung beurteilt werden. Die verschiedenen Mischungen wurden noch im Oktober 2022 nach der Silomaisernte bestellt.

2021

Alternativen zum Pflug - 16 Landwirte für Gewässerschutzprojekt

Durch die Informationsarbeit der letzten Jahre und der Aufgeschlossenheit der Landwirte konnten 2021 neben Josef Linner 15 weitere Flächenbewirtschafter für das Gewässerschutzprojekt gewonnen werden. In allen drei Gemeindegebieten im Einzugsgebiet des Pelhamer Sees (Bad Endorf, Eggstätt und Höslwang) probieren sie das Hägler-Verfahren auf Teilflächen ihrer Maisfelder aus.  Mehr